La Traviata – Liebe bis zum letzten Atemzug – Kooperation ensemble balance & Opéra Montmartre

Premiere am 26. Juni 2022, 16:30 Uhr, in der Berger Kirche, Stuttgart-Berg

Karten unter kontakt@balance-stuttgart.de

Musik: Giuseppe Verdi / Libretto: Francesco Piave / Spoken Word: Timo Brunke Künstlerisch-musikalische Leitung: Friederike Kienle

La Traviata gehört bis heute zu den fünf beliebtesten Opern des Kulturlebens. Da ist die tragische Geschichte der schwindsüchtigen Kurtisane Violetta, die sich auf dem Gipfel ihrer Popularität gegen ihren bisherigen Lebenswandel entscheidet, an der bürgerlichen Doppelmoral aber zu Grunde geht. Und da ist Giuseppe Verdis Musik, die diese traurige Historie durch ihre Tiefe, Leidenschaft und Zartheit in eine unvergängliche Fabel über die Liebe selbst verwandelt. 

Die Berger Kirche bietet dem ensemble balance einen symbolträchtigen Ort, fragt La Traviata doch im Kern nach dem Verhältnis zwischen himmlischer und sinnlicher Liebe. Unter der Predigtkanzel gerät die Handlung der Oper unweigerlich in ein anderes, in ein weiter aufgefächertes Licht.

Titelheldin Violetta opfert ihr frisch gefundenes Liebesglück, getriggert durch die bourgeoise Rhetorik ihres in Konventionen gefangenen Schwiegervaters. Nicht nur das ist Anlass für den Bühnenpoeten Timo Brunke mit rhapsodischen Einwürfen dazwischen zu sprechen.

Sein Wort zum Werk trägt dazu bei, dass diese Kammeropernfassung im sakralen Raum ohne Kulissen und Regietheater auskommt und an Intensität dennoch nichts zu wünschen übrig lässt.

Nicholas Mc Roberts, der musikalische. Leiter der Opéra Montmartre, hat für das ensemble balance eine kammermusikalische Fassung geschrieben. Zwei Geigen, Bratsche, Cello, Kontrabass, Klavier, Klarinette, Flöte, Fagott und Horn, ein betörender Sopran, ein famoser Tenor und energischer Bariton genügen, das Werk stimmig und authentisch aufzuführen.

Wir freuen uns, wenn Sie am 26. Juni mit dabei sind, wenn das ensemble balance unter der Leitung von Friederike Kienle dieses sehr besondere Opernerlebnis bietet!

Dauer der Vorstellung: ca. 70 Minuten. 

Es spielen: Violetta: Emmanuelle Chimento, Alfredo: Dustin Drosdziok, Germont: Shenghan Wang, Wort: Timo Brunke, Dirigentin: Friederike Kienle, Arrangements: Nicholas Mc Roberts, Künstl. Direkter Opéra Montmartre, Orchester: ensemble balance

re:requiem – Mozart, Hanke, Händel u.a.

Die Aufführung fand statt am 26. Mai 2022

Musik: W.A.Mozart, Requiem KV 626 u.a.
Rondo Vocale, ensemble ohrenspieler

Hanna Grieß Sopran, Jasmin Hoffmann Alt,

Martin Höhler Tenor, Pascal Zurek Bass
Idee und Leitung: Gereon Müller
Komposition: Jonathan Hanke
Texte und gesprochenes Wort: Timo Brunke
Stuttgart, Stafflenbergstr. 52, Kirche St. Konrad

https://www.rondo-vocale.de

Gereon Müller: „Keine Antworten geben sondern eine Haltung finden, in der es gelingt, Fragen zu stellen.“ ein Statement zu „re:requiem“ –

In Zeiten, in denen vermeintliche Selbstverständlichkeiten zeitweilig abhanden kommen, macht es besonders Sinn, darüber nachzudenken, welche Dinge – für mich ganz individuell, aber auch für uns als Gesellschaft – wirklich wichtig, unumstößlich, ja geradezu „heilig“ sind.
Dieses Projekt will in verschiedener Hinsicht diese Frage für das spirituelle, für das musikalische und kulturelle, aber auch für das gesellschaftliche Zusammenleben stellen.

Die Frage, wo wir spirituell, musikalisch, kulturell herkommen, spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Frage, wie wir in Zukunft unsere Spiritualität, unsere Kunst und unser Zusammenleben gestalten wollen.
Auf inhaltlicher Ebene sollen den liturgischen Texten in Mozarts Requiem zeitgemäße und heutige Alternativen hinzugefügt werden, sodass die historische Distanz überwunden und die Aktualität spürbar wird.

Der Text

Über die traditionelle Textfassung des Mozart Requiems hinaus soll dieser Abend die Möglichkeit geben, eigene Empfindungen und Gedanken zu Tod, Trauer, Ewigkeit interreligiös einzubringen und damit neue Impulse für das Totengedenken und für ein heutiges Sprechen über die Letzten Dinge zu setzen.

Brunke zieht in das re:requiem ein zweites Strukturmodell ein, es heißt Requiem-Rhapsodie. Der Konzertpoet fungiert als „Evangelist“ und Anstifter zum individuellen oder kollektiven situativen Mitsprechen aller Anwesenden. Er schreibt dem Chor im Vorfeld geistliche Verse in die Chormappe, und er improvisiert genauso wie er zuvor verfasste Poetry performt.

Die individuellen Antworten auf diese Fragen werden in der Aufführung Teil des Textes, indem sie von Timo Brunke improvisierend, sprechend, interagierend aufgenommen werden.

Für diejenigen, die sich stärker auf diesen Konzertabend vorbereiten möchten, verschickt die Pressestelle des Rondo Vocale auf Wunsch ein speziell für das Re:Requiem entwickeltes „Patience-Karten-Set“. Dieses Kartenset enthält keine üblichen Spielkarten, sondern unterschiedlichste gesammelte Gedanken, Aussagen zu den Letzten Dingen. Quer durch Glaubensrichtungen und Denktraditionen verläuft die Auswahl. Auf leeren Spielkarten können Besucherinnen und Besucher im Vorfeld eigene Gedanken verschriftlichen und dem meditativen Kartenspiel beimengen. Eine Spielanleitung verhilft dazu, sich den Gedanken um Leben, Tod und Lebenskunst immer überraschend neu zu nähern. Solchermaßen „eingedacht“ können dann im Rahmen des Konzerts neue Qualitäten für spontane Interaktion zwischen Zuhörerschaft und ausführenden Künstlerinnen und Künstlern möglich werden.

Die Musik

Die an diesem Abend zu hörende Fassung von Mozarts Requiem wird neben den Originalpartien, soweit sie aus W.A. Mozarts Hand stammen, auch die Leerstellen zu füllen verstehen, die dadurch entstehen, dass Mozart sein Werk nicht vollenden konnte.

Dies geschieht in vielfältiger Weise:

  • durch neu entstehende Kompositionen junger Stuttgarter MusikstudentInnen, die auf der Grundlage der Texte von Timo Brunke entstehen werden
  • durch ergänzende Werke aus dem musikalischen oder spirituellen Umfeld des Requiems (Missa de profunctis; Mozart, Klarinettenkonzert, Händel, Amen; Bill Evans, Peace Piece…)
  • durch Improvisationen des ensembles ohrenblicke und der Gesangssolisten

Auf diesem Weg, Vorhandenes neu zusammenzusetzen und dabei Übergänge zu erfinden, die ganz aus dem Augenblick und nur für den Moment entstehen, ergeben sich ungeahnte Räume für die Musikerinnen und Musiker und ihr Publikum. Solche spontane Handlungsfreiheit setzt voraus, dass sich die Musizierenden über mehrere Wochen, von September bis November 2020, gemeinschaftlichen mit dem vielfältigen Notentext auseinandersetzen.

Die musikalische Einzigartigkeit von re:requiem besteht darin, dass sich die MusikerInnen in dieser Zeit immer wieder treffen und sich der Musik Mozarts improvisierend nähern und wieder entfernen werden. Dabei wird vor allem die besondere Zusammensetzung des Ensembles – außergewöhnliche junge Talente aus Klassik, Jazz, Weltmusik, Improvisation – zu spannenden und neuartigen kreativen Erlebnissen führen.

Nur in einem so intensiven Prozess kann es gelingen, dass sowohl die improvisierende Freiheit, als auch die notwendige Anbindung an das mozart‘sche Original einen angemessenen Raum erhalten.